25.05.2013 104 km
- Ständiger Blick nach Polen -
Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück und netten Gesprächen mit anderen Radlern. Für Ende Mai ist die Luft noch relativ kühl. Zum Glück zeigen sich nur wenige Wolken und ab und zu lässt sich sogar die Sonne blicken.
Um 08.30 Uhr wird Görlitz verlassen. Zunächst muss eine heftige Steigung bewältigt werden und auch anschließend geht es munter auf und ab. Für ein paar km muss ich die Straße mit motorisierten Zeitgenossen teilen. Das ändert sich jedoch schon bald bei dem Dorf Deschko, wo der Weg in eine völlig unbesiedelte Landschaft abknickt. Außer Wald, Felder und Vogelgezwitscher findet man hier nichts weiter vor. Da kann man so richtig die Seele baumeln lassen. Lobenswert sind die Radwege, die auch in den Waldpassagen glatt geteert sind.
Ich passiere einen riesigen Abenteuerspielpatz, der sich “Kulturinsel Einsiedel” nennt. Da mir heute nicht unbedingt nach Schaukeln und Rutschen ist, wird nur ein kurzer Blick über den Zaun riskiert. Wenig später erreiche ich Rothenburg und steuere zunächst einen Supermarkt an, um mich mit Proviant zu versorgen. Dabei wird etwas mehr eingekauft, weil morgen am Sonntag die Geschäfte geschlossen sind. In dem hiesigen Stadtpark blühen zurzeit die Rhododendren, deren Farbenvielfalt viele Leute anlockt. Auch ich geselle mich zu den Besuchern und mache hier und da ein paar Fotoaufnahmen.
Bis zu dem Weiler Ungunst folgt der Weg nun wieder einer Straße. Der Name des Dorfes passt nicht so recht zu der Landschaft, wie ich finde. Im Gegenteil: als nicht ungünstig anzusehen ist die Tatsache, dass der Radweg hier nach Osten abbiegt und für den Rest des Tages unmittelbar an der Neiße entlangführt. Dabei ergeben sich wunderschöne Blicke über den Fluss und hinüber zu unserem Nachbarn Polen.
Ich lege eine kleine Trinkpause ein und verzehre dazu eine Streuselschnecke. Ein vernehmliches “Kuckuck” schallt von polnischer Seite hinüber und ich stelle scherzhaft fest, dass bei diesen kleinen Tierchen wohl keine Sprachbarrieren existieren.
Bei einem besonders schönen Aussichtspunkt treffe ich auf einen polnischer Radler, der einen Ta
gesausflug macht und sich, wie er mir berichtet, das Rad nur geliehen hat. Geliehen?! Ich kann nicht umhin, hier klischeehaft einen sicherlich verwerflichen Gedanken zu hegen, den ich aber lieber nicht näher ausführen möchte. Er bietet sich an, ein Foto von mir zu machen und ich bin ganz dankbar, denn man hat ja als Einzelreisender wenig Gelegenheiten, ´mal selbst auf einem Foto zu erscheinen. Nachdem ich den Fotoapparat wieder in Händen halte, trennen sich wenig später unsere Wege.
Gegen 13 Uhr erreiche ich Bad Muskau. Die Stadt ist sicherlich nicht unattraktiv, bekannt geworden ist sie jedoch durch den Fürst-Pückler-Park. Die auch Muskauer Park genannte Anlage ist m
it 830 ha einer der größten Landschaftsparks Europas. Er entstand im 19. Jahrhundert nach Plänen von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. In 2004 wurde der Park als Gartenkunstwerk in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen. Ich finde mich in der Nähe des wunderschönen Schlosses ein und mache eine 1-stündige Mittagspause.
Meine heutige Unterkunft wird gleich beim ersten Anruf perfekt gemacht. Ich mache mich wieder auf den Weg. Es ziehen ein paar dunkle Wolken auf, die jedoch noch keinen Regen abgeben. Allerdings frischt der Wind erheblich auf. Wie es bei Radtouren immer so ist, kommt er natürlich von vorn.
Nach Unterquerung der Autobahn A 15 treffe ich auf 2 Orte mit den lustig anmutenden Namen Groß- und Klein Bademeusel. Allerdings habe ich hier weder große noch kleine Mäuse gesehen. Es fängt leicht an zu tröpfeln, aber das ist halb so schlimm.
Bei starkem Gegenwind erreiche ich mein Tagesziel Forst. Schnell ist die Bahnhofstraße gefunden, in der sich meine Pension befindet. Nachdem ich meine Bekleidung auf zivil umgestellt habe, mache ich
einen kleinen Gang durch die Gemeinde. Außer dem markanten Wasserturm kann ich keine weiteren Attraktionen entdecken. Leider nimmt der Regen an Intensität zu und so suche ich ein Lokal auf und lasse mir ein Lammfilet und 1 großes Bier servieren. Die Kartoffeln schmecken recht seifig und ich denke, der Koch wird doch wohl nicht auf Restbestände an DDR-Putzmitteln zurückgegriffen haben? Als ich die Kellnerin auf den ungewohnten Geschmack anspreche, erklärt sie mir, der Koch habe eine Vorliebe für das Gewürz Koriander und dieses gebe nun mal dem Gemüse eine besondere Note. Na ja, wer´s mag. Ich jedenfalls kann hierauf verzichten.
Wieder auf meinem Zimmer schreibe ich weiter an meinem Bericht und ruhe mich etwas aus. Später am Abend verfolge ich im Fernsehen das Champions League Endspiel zwischen den Bayern und dem BVB. Um 23.00 Uhr ist Zapfenstreich.
Tagestelegramm: gefahrene km: 104 insgesamt: 148 Unterkunft: sauber und ordentlich mit einem gewissen DDR-Flair Wetter: kühl, im wesentlichen trocken Besonderheiten: Fürst Pückler ist nicht nur eine Eissorte.
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